Der Einstieg in das Projekt „Kultur und Schule“ soll für die Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse an der Patroklischule von Beginn an möglichst praxisnah und handwerklich gestaltet sein.
Etwas tun und in der Reflexion des Tuns und mit den gewonnenen Erfahrungen Erkenntnis und Einsicht gewinnen, so lautet meine Absicht.
Nach einem kurzen Theorieteil (Was macht ein Bildhauer? Womit arbeitet er oder sie? Kennt Ihr Werke von Bildhauern?) beginnen wir sofort mit einer praktischen Umsetzung.
Aus starkem Karton machen wir durch Schneiden und aufeinander Kleben verschiedener Schichten ein Relief. Einige Schüler und Schülerinnen arbeiten hier gegenständlich abbildend, andere ganz frei in Form von Mustern oder Flächen.
Wir wollen uns dem Thema weiter nähern und gehen durch die Stadt und suchen Reliefs. Fündig werden wir an Kirchentüren von St. Petri in Soest, wo wir Bas-, Flach- und Hochreliefs finden und unterscheiden lernen. In der Kirche erstellen wir von den dort im Boden verlegten Grabtafeln mit Reliefs und vertieften Inschriften Abriebe und erfahren so die Plastizität des Reliefs.
Von einer möglichen Umsetzung und Gestalt der von den Schülern zu fertigenden Reliefs entsteht also bereits ein erstes Bild. Nun müssen wir noch die Frage klären, was das Thema sein kann, das wir abbilden im Relief? Welche Bilder fallen uns ein zur Aufgabenstellung „Meine Schule“? Hierzu machen wir ein Brainstorming und sammeln Begriffe: Pause, Stundenplan, Unterrichtsfächer, Patroklus, Stadt Soest, PatrokliDom, Schulgebäude und Hausaufgaben sind Beispiele für die genannten Themenfelder. Jetzt zeichnen die Schülerinnen und Schüler Entwürfe und entscheiden sich danach für ein Motiv, das sie ausarbeiten wollen.In einer ersten Skizze in Ton modelliert entsteht ein konkreter Entwurf.
Das weiche Material erlaubt Versuche, ermöglicht schnelle Korrekturen und vermittelt Eindrücke, wie sich plastisch ein Relief entwickelt. Und dann geht es endlich los, dass wir die mit großer Spannung erwartete Arbeit am Stein beginnen. Es bedarf kaum großer Erläuterung und Einführung in die Technik der Steinbearbeitung; vielmehr genießen es die Schülerinnen und Schüler selber zu probieren und ihre Erfahrungen zu machen. Ganz unterschiedlich gehen einzelne vor, wird hier ungestüm und kräftig drauflos gehämmert, geht dort einer oder eine behutsamer zu Werk und hat schon vom ersten Schlag an eine konkrete Bildvorstellung. Freude macht es allen, manchmal gibt es eine gewisse Überraschung darüber, wie zeitraubend die Arbeit am Stein ist.
- Michael Düchting, Bildhauer
- Kleine Osthofe 11 c
- 59494 Soest
- Tel. 0 29 21-165 86
- Fax 0 29 21-76 93 12
- mail michael@duechting-soest.de
Aber es wird und schon nach wenigen Stunden sind wir alle überrascht, dass es gelingt und wie weit wir schon sind. Sehr schöne Bildgestaltungen entstehen: die Silhouette des Gebäudes wird gehämmert, die Wandtafel mit (falschen) Rechenaufgaben bereitet große Freude, eine Brotdose mit Pausenbrot, immer wieder aufgeschlagene Bücher, Buchstaben, Zahlen, die Pausengestaltung ist Thema (Fußball) und Schulutensilien wie Tintenfass, Tisch, Lineal und Feder. Mal filigran und detailverliebt, mal skizzenhaft großzügig entstehen sehenswerte Reliefs, die den Schulalltag widerspiegeln als ein überaus lebendiges und fröhliches Geschehen, so wie man Grundschule in ihren zahlreichen Facetten und ihrer fröhlichen Lebendigkeit (und Lautstärke) schließlich auch wahrnimmt.
In einem letzten Schritt montiere ich unterstützt durch den Hausmeister die Relieftafeln im Eingangsbereich der Schule. Weil es gelingt zusätzliche neue Strahler anzuschaffen und installieren zu lassen verwandelt sich der eher dunkle Eingangbereich in einen hellen und ganz neu akzentuierten Raum, der Schüler, Lehrer und Besucher freundlich empfängt. Es fällt den Schülerinnen und Schülern naturgemäß schwer, diese Arbeiten nicht mit nach Hause nehmen und vorzeigen zu können. Weil Zeit und Material aber ausreichen vereinbaren wir, dass jede Schülerin und jeder Schüler eine Arbeit für die Schule und eine weitere etwas kleinere für sich privat anfertigen.